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Einsatz für das Wahlrecht von Kindern: Eine dringende Forderung

Pensionistinnen und Pensionisten zählen in Österreich zu den entscheidenden Zielgruppen der politischen Landschaft. Die zunehmende Sorge, bei den kommenden Wahlen von dieser Wählerschaft abgestraft zu werden, ist unter den Parteien spürbar, insbesondere im Kontext der aktuellen Diskussionen über eine mögliche Erhöhung des Pensionsalters. Heinz Faßmann, ehemaliger Bildungsminister und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), hebt hervor, dass das Bewusstsein für die rasche Veränderung der Alterspyramide in der Gesellschaft allgegenwärtig ist. Laut Tobias Thomas, dem Generaldirektor von Statistik Austria, wird es bis zum Jahr 2040 nur noch zwei Personen im Erwerbsalter für jeden Pensionisten geben, was die Dringlichkeit einer politischen Auseinandersetzung mit diesem Thema unterstreicht.

Vergangenheit und Zukunft der Familienpolitik

In diesem Zusammenhang plädiert die Bildungssoziologin und Arbeitsmarktforscherin Jutta Allmendinger für ein innovatives Konzept, das sie als „Kinderwahlrecht“ bezeichnet. Dieses Modell sieht vor, dass die Stimmen von Eltern mit Kindern bei Wahlen ein höheres Gewicht erhalten. Allmendinger argumentiert, dass dies nicht nur Familien stärker legitimieren würde, sondern auch politische Parteien dazu anregen könnte, sich intensiver mit Themen wie Zukunftssicherung, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie dem Lastenausgleich zwischen den Geschlechtern auseinanderzusetzen.

Darüber hinaus fordert Allmendinger während eines Vortrags, der von der ÖAW und Statistik Austria organisiert wurde, ein grundlegendes Umdenken in Bezug auf Lebensläufe. Sie spricht sich für eine flexible Struktur aus, in der Bildungsphasen, berufliche Tätigkeiten, Kinderbetreuung und verschiedene Varianten der Pension harmonisch ineinander übergehen können. Diese Herangehensweise könnte den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft besser gerecht werden, insbesondere angesichts der alarmierend niedrigen Geburtenraten in Österreich und Deutschland.

Herausforderungen für Frauen im Arbeitsmarkt

Allmendinger weist darauf hin, dass viele Frauen vor der Wahl stehen, entweder ihre traditionell ausgelegte Rolle als Mütter nicht vollumfänglich zu erfüllen, oder in der Erwerbsarbeit im Vergleich zu Männern benachteiligt zu werden. Diese Situation führt oft dazu, dass Paare sich gegen eine größere Anzahl von Kindern entscheiden, was langfristig die demografische Entwicklung negativ beeinflusst. Sie betont, dass Frauen zunehmend versuchen, ihre eigene finanzielle Sicherheit durch Erwerbstätigkeit zu gewährleisten, was angesichts der bestehenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein nachvollziehbarer Schritt ist.

Ein zentrales Thema in der Diskussion bleibt die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen, die nach wie vor signifikant ist. Allmendinger argumentiert, dass eine gerechtere Bezahlung mehr Männer dazu ermutigen könnte, in Karenz zu gehen, was wiederum zu einer gerechteren Aufteilung der familiären Arbeit führen würde. Zudem zeigt die Forschung, dass viele Männer nicht mehr wie ihre Väter leben möchten, die oft nur eine oberflächliche Beziehung zu ihren Kindern pflegten. Diese veränderten Erwartungen der Väter sind laut Allmendinger ein wichtiger Aspekt, den die Politik oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Quelle: https://orf.at/stories/3394389/

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