London: Gefängnisstrafen für Agenten im Marsalek-Skandal
Sechs Bulgaren, die in einem Spionagering für Russland aktiv waren, sind in Großbritannien zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der Anführer der Gruppe erhielt die höchste Strafe von zehn Jahren und acht Monaten. Laut der britischen Nachrichtenagentur PA haben sich der 47-Jährige sowie zwei weitere Männer schuldig bekannt. Ein weiterer Teil der Gruppe, zu der auch zwei Frauen gehörten, wurde ebenfalls im Zuge des Verfahrens schuldig gesprochen. Die verhängten Haftstrafen reichen von etwas mehr als fünf Jahren bis über zehn Jahre.
Spionageaktivitäten in mehreren europäischen Ländern
Die Ermittlungen ergaben, dass die Gruppe in mehreren europäischen Ländern, darunter Großbritannien, Wien, Stuttgart, Valencia und Montenegro, aktiv war. Ziel ihrer Spionagetätigkeiten war unter anderem eine Militärbasis in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft berichtete, dass die Angeklagten für ihre Aktivitäten beträchtliche Geldsummen erhalten haben. Diese Informationen werfen ein Licht auf die Motivation der Gruppe und die mögliche Unterstützung, die sie von außen erhielt.
Ein entscheidender Faktor in dem Prozess war die Verbindung des Spionagerings zu Jan Marsalek, dem ehemaligen Vertriebsvorstand des in einen Finanzskandal verwickelten Unternehmens Wirecard. Marsalek, der seit 2020 von Interpol gesucht wird, soll enge Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU haben. Im Rahmen des Verfahrens wurden Tausende Nachrichten zwischen dem mutmaßlichen Anführer der Gruppe und Marsalek analysiert, was die internationale Dimension der Spionageaktivitäten verdeutlicht.
Beweismittel und Razzia
Bei einer Razzia im Versteck der Gruppe wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt. Laut dem Fernsehsender Sky News fanden die Ermittler 495 SIM-Karten, 221 Telefone, 258 Festplatten, elf Drohnen sowie Abhörgeräte, die geschickt in Alltagsgegenständen wie Spielzeug und Krawatten versteckt waren. Diese Funde belegen die Professionalität und die umfangreiche Planung, die hinter den Spionageaktivitäten standen. Die Entdeckung solcher Technologien und Materialien wirft Fragen über die Reichweite und die Ressourcen des Spionagerings auf und weist auf ein gut organisiertes Netzwerk hin, das möglicherweise über die bereits bekannten Akteure hinausgeht.
Quelle: https://orf.at/stories/3393257/

